...in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Mannheim
Am Mittwoch, den 11.12.2013, gab es eine Premiere für alle Beteiligten. Wir, eine kleine Gruppe von aktiven und inaktiven Spielern der TG Sandhausen, haben uns um 17.00 Uhr am Festplatz in Sandhausen getroffen, um gemeinsam nach Mannheim zum Freundschaftsspiel in der JVA zu fahren.
Dort angekommen wurden wir wie Besucher behandelt (Einsammeln der Personalausweise Überprüfen der Taschen). Schon das Betreten der JVA machte einem deutlich dass man ein gesichertes Gebiet betritt. Die meterhohen Stahltüren am Eingang der JVA, die hydraulisch geöffnet und geschlossen wurden, vermittelten einen Eindruck der Unüberwindbarkeit und Gefangenschaft.
Vom Haupteingang sind wir durch mehrere Innenhöfe zur Sporthalle geleitet worden.
Die Innenhöfe waren mit grellem weißen Licht erleuchtet und es gab keinen Schatten, was die meterhohen Wände und die darauf sitzenden Stacheldrahtrollen/Kränze betonte (und als unüberwindbares Hindernis kennzeichnete).
Auf diesen Innenhöfen bekam man das Gefühl der Unterlegenheit und der Gefangenschaft. Beim Anblick der Mauern wurde einem bewusst, dass es keine Chance gab, über die Mauern zu flüchten (wenn man flüchten wollte nur Türen in Frage kamen).
Die Innenhöfe waren auch voneinander abgetrennt und nur durch vereinzelte Türen erreichbar.
Um in die Sporthalle zu gelangen, mussten nach den Innenhöfen auch noch einige Stahltüren passiert werden, anschließend hatte man den eigentlichen gesicherten Bereich verlassen.
Die Sporthalle sah innen wie jede andere Halle aus, was uns irgendwie überraschte. Man hatte etwas anderes erwartet, insbesondere nach den Hollywoodfilmen, in denen Gefängnisse extrem spartanisch und gewalttätig dargestellt werden.
Die Umkleiden waren nicht nur warm, sondern auch extrem sauber, was man von den meisten Sporthallen nicht behaupten kann. Nun zum Spiel:
Die Insassen der JVA, auf die wir trafen, traten auf wie eine zusammengewürfelte Freizeit oder Hobby-Mannschaft. Sie besaßen nicht die technischen Fertigkeiten wie die meisten Vereinsspieler, jedoch ein beeindruckendes Spielverständnis und ein gutes Auge für sich freilaufende Mitspieler. Auch die Bewegung abseits vom Ball war in einem beeindruckenden Maße vorhanden. Es war ein schönes und lustiges Spiel und beide Mannschaften konnten neue Erfahrungen und Eindrücke sammeln.
Nach dem Spiel verließen wir das Gefängnis durch einen Ausgang in der Sporthalle.
Von der Halle (bzw. vom Spielfeld) aus gesehen war man als Gefangener nur zwei Türen von der Freiheit entfernt.
Nachdem wir das Gefängnis verlassen hatte, bekam man das Gefühl, als würde eine kleine Last von den Schultern fallen. Erst jetzt wurde einem bewusst, wie grau und trist es im Gefängnis ist: Keine Individualisierungen, die Wände fast immer nackter Beton und die Türen aus kaltem grauem Stahl und überall nur grelles weißes Licht. Auf der Straße vor dem Gefängnis der farbige Kontrast: orangefarbenes Straßenlaternenlicht, rot gepflasterte Gehwege, grüne Bäume, brauner Erdboden. Nach dem kurzen Gefängnisbesuch sah man die Welt und ihre Vielfalt und Farben mit anderen Augen. Es war beeindruckend, wie deutlich das Gefühl der Beengtheit und der Bedrängnis nachgelassen hat, nachdem man das Gefängnis verlassen hatte. Einem wurde bewusst, dass wir nach dem Spiel frei entscheiden konnten, wohin wir gehen wollten und was wir dann machen.
Der Wert dieser gesetzesmäßigen Rechte und Freiheiten wurde einem damit umso deutlicher vor Augen geführt. Jedoch verblasst dieser Wert im Laufe des Alltags nur allzu schnell, da wir nur diese Freiheit kennen und fast keine Einschränkungen unserer persönlichen Freiheiten erfahren haben.
Dieses Event war nicht nur Zeitvertreib und Unterhaltung, sondern zeigte uns auch, dass Gefängnis heutzutage mehr eine psychische Belastung und Gefangenschaft darstellt als eine physische, da man selbst im Gefängnis arbeiten und sich bilden kann und man nicht komplett nicht auf Sport und Fernsehen verzichten muss.
Es waren dabei: Bernhard Eisnecker, Nils Gramlich, Heiko Sigmann, Markus Heintzmann, Schiri Rolf Schneider, Ralf Gieser, Mark Zimmermann, Sascha Marton, Stefan Marton
(von: Nils Gramlich)